Museum im kulturspeicher


Die Städtische Sammlung Würzburg, heute beheimatet im Museum im Kulturspeicher, wurde 1941 im Auftrag der NS-Stadtregierung gegründet. Deshalb erfolgte für die Erwerbungen der NS-Zeit zwischen 2014 und 2017 bereits eine systematische Provenienzforschung. Die Ergebnisse aus diesem Projekt wurden in der Ausstellung „Herkunft und Verdacht. Provenienzforschung am Museum im Kulturspeicher Würzburg“ einer breiten Öffentlichkeit präsentiert. Daran anschließend soll nun ein Rechercheprojekt den Gemälde- sowie Skulpturenbestand gezielt auf NS-verfolgungsbedingt entzogene Kunstwerke untersuchen und darüber hinaus nach Kontinuitäten fragen.

Der Fokus richtet sich erstmalig auf die Zugänge der Jahre 1945 bis 1975: Der langjährige Sammlungsleiter Heiner Dikreiter (1893-1966) führte die Städtische Galerie nach 1945 weiter und wurde 1950 – nach seiner „Entnazifizierung“ – zum Direktor ernannt. In den Jahren bis 1975 erwarben er und seine Nachfolger insgesamt 3.457 Werke, von denen 1.234 nach 1945 entstanden sind und 1.088 direkt vom Künstler oder dessen Erben stammten. Somit verbleiben 1.135 Objekte mit ungeklärter Provenienz. Nach Abzug aller 914 Arbeiten auf Papier muss zunächst 221 Kunstwerken nachgespürt werden – 196 Gemälden sowie 25 Skulpturen.

Vielfach handelte Dikreiter mit demselben Personenkreis wie zuvor. Hier sei der mit ihm befreundete Galerist Wolfgang Gurlitt hervorgehoben, bei dem 11 Gemälde in den 1950er und 1960er Jahren erstanden wurden und der nachweislich mit NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut gehandelt hatte. Diesen bei ihm erworbenen Werken von so namhaften Künstlern wie Wilhelm Leibl und Max Slevogt gilt ein besonderes Augenmerk. Außer im Münchner Kunsthandel erwarb die Städtische Sammlung vermehrt im Berliner, aber auch im Würzburger und Stuttgarter Handel. Zwei Objekte aus der Schweinfurter Sammlung Schäfer sind genauso zu überprüfen wie Skulpturen der Würzburger Künstlerin Emy Roeder, denn trotz des Zuganges über ihr Vermächtnis 1971 weisen verschiedene Frühwerke Provenienzlücken, gar Verdachtsmomente auf.

Den Ausgangspunkt der Recherche im Museum bilden die Inventarbücher, die für diese Jahre zeitnah geführt wurden. Auch in der weiteren hauseigenen Aktenüberlieferung, den Künstlernachlässen sowie dem Schriftverkehr, kann für diesen Zeitraum durchaus mit konkreten Hinweisen gerechnet werden. Dies gilt gleichfalls für den jetzt verzeichneten Nachlass von Heiner Dikreiter, speziell seine umfangreichen Tagebücher müssen ausgewertet werden.

Die Forschungsergebnisse werden sukzessive in die interne Objektdatenbank MuseumPlus eingespeist, Kunstwerke mit problematischer Provenienz darüber hinaus in die öffentliche Lost Art-Datenbank eingestellt.