Julius-maximilians-Universität Würzburg


MA-Studiengang „Sammlungen – Provenienz - Kulturelles Erbe“

Der seit dem Wintersemester 2016/17 bestehende, interdisziplinäre Masterstudiengang „Sammlungen - Provenienz - Kulturelles Erbe“ (Dauer: 4 Semester, 120 ECTS-Hauptfach) reagiert auf die zunehmenden kulturpolitischen Herausforderungen der Provenienzforschung und die gesteigerten Anforderungen an das Sammeln, Bewahren und Erforschen von Kunst- und Kulturgütern (Cultural Heritage). Dabei bietet die Zusammenarbeit der Fächer Kunstgeschichte, Museologie und Geschichte der Julius-Maximilians-Universität Würzburg breite theoretische Grundlagen, aber auch individuelle Möglichkeiten fachlicher Vertiefung.

Im Fokus steht die gesellschaftliche Verantwortung gegenüber dem überlieferten materiellen Erbe. Basis dafür ist die Auseinandersetzung mit der Entwicklung, den Zielen und Funktionen von Sammeln und anderen Wissensspeichern; denn eine Arbeit am Sammlungsobjekt kann nur stattfinden, wenn dieses wissenschaftlich erschlossen, restaurativ bewahrt und angemessen präsentiert wird. Dies schließt quellen- und materialkundliche Methoden zur Erfassung und Bearbeitung sowie Kompetenzen zu ihrer Bewahrung und Konservierung mit ein. Im Themenbereich Provenienzforschung bilden ethische und juristische Fragestellungen einen weiteren Schwerpunkt, die den Umgang, die Aufarbeitung und die Digitalisierung von Kulturgut betreffen. Gleichwohl ist der Studiengang nicht nur auf NS-Raubkunst fokussiert. Vielmehr umfasst das inhaltliche Spektrum eine geographisch wie zeitlich erweiterte Sammlungsforschung, die sich Kunst- und Kulturgütern in einem weiten Verständnis annimmt.

Dabei erlangen die Studierenden ein fundiertes Wissen über Konzepte und Aufgaben der Sammlungs- und Provenienzforschung und über den Erhalt des Kulturellen Erbes. Die forschungsbasierte Vertiefung in den Fächern Kunstgeschichte, Museologie und Geschichte vermittelt analytisch-kritische Fähigkeiten, die für eine Karriere in sammlungsbezogenen Institutionen (Kunsthandel, Museen und andere Wissensspeicher) notwendig sind. Zusätzlich bereiten die praktischen Erfahrungen und Qualifikationen in den Bereichen Sammlungspflege, -verwaltung und -forschung optimal auf die Berufstätigkeit vor.

Weitere Informationen zum Studiengang finden Sie hier.

Kontakt: 
Prof. Dr. Guido Fackler (Professur für Museologie),
Prof. Dr. Eckhard Leuschner (Institut für Kunstgeschichte),
Prof. Dr. Anuschka Tischer (Lehrstuhl für Neuere Geschichte)

DZK-Projekt „Systematische Provenienzforschung zu den Erwerbungen des Martin von Wagner-Museums (Neuere Abteilung) der Julius-Maximilians-Universität Würzburg ab 1933“

Laufzeit: Mai 2019 bis November 2022
Förderung: Deutsches Zentrum Kulturgutverluste
Leitung: Prof. Dr. Guido Fackler
Wiss. Mitarbeiterin: Inga Benedix (bis 2021 Nora Halfbrodt)
Kooperationspartner:
Prof. Dr. Damian Dombrowski (Direktor der Neueren Abteilung des Martin-von-Wagner Museums),
Prof. Dr. Eckhard Leuschner (Institut für Kunstgeschichte)

Im Sommer 2018 sind Vermutungen über möglicherweise unrechtmäßig zwischen 1933 und 1945 erworbene Gemälde im Martin von Wagner-Museum der Julius-Maximilians-Universität Würzburg  aufgekommen. Nun gilt es, die Provenienzen der Werke der Neueren Abteilung (Gemäldegalerie, https://www.martinvonwagner-museum.com/sammlung) systematisch aufzuarbeiten, da sich mehrere konkrete Verdachtsfälle ergeben haben.

Zum einen werden die Provenienzen von zehn zwischen 1933 und 1945 vom Museum erworbenen und noch heute in der Sammlung vorhandenen Werke aufgearbeitet, die damals ihren Eigentümern unrechtmäßig entzogen oder unter Zwang verkauft worden sind. Diese Recherchen gehen einher mit der Aufarbeitung der Geschichte der ‚arisierten‘ Würzburger Kunsthandlung Seligsberger. Zum anderen werden Objekte der Gemäldesammlung, die zwischen 1945 und 1998 erworben worden sind, hinsichtlich ihrer Provenienzen überprüft. Bei weiteren Verdachtsmomenten erfolgt eine unmittelbare Aufarbeitung dieser Fälle. Schließlich wird im Zuge des Projekts die bislang kaum bekannte Geschichte des Martin von Wagner-Museums, des ältesten Museum Unterfrankens, in der NS-Zeit erforscht.